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Wenn die Stille Angst macht: Mein Weg aus Stress und Panik

Eine Geschichte, wie das Leben sie schrieb

Es begann in den stillen Momenten, wenn die Welt um mich herum endlich zur Ruhe kam. Tagsüber war ich auf den Beinen – von morgens bis abends. Mein Wecker klingelte früh, oft noch vor Sonnenaufgang. Es galt, die Kinder für die Schule fertig zu machen, Frühstück zuzubereiten, die Brotdosen zu packen und nebenbei schnell die Spülmaschine auszuräumen oder das Chaos vom Vorabend zu beseitigen.


Dann ging ich zur Arbeit. Ich bin Sozialarbeiterin. Mein Tag bestand aus zuhören, helfen, mitfühlen, begleiten. Menschen mit Problemen, die oft so groß waren, dass sie mich selbst nachts verfolgten. Aber darüber dachte ich tagsüber kaum nach, denn dafür hatte ich keine Zeit. Nach der Arbeit hetzte ich nach Hause, wo ich mich den Kindern widmete: Hausaufgaben, Mittagessen, Wäscheberge, Einkäufe und das ewige Aufräumen. Da war niemand, der sagte: „Ich mach das.“ Niemand, der einsprang, wenn die Last zu groß wurde. Alles blieb an mir hängen.


Ich funktionierte. Das musste ich, schließlich ging es um die Kinder. Sie sollten nicht spüren, wie schwer mir das alles fiel. Also half ich ihnen bei den Hausaufgaben, baute das kaputte Legohaus wieder auf, wischte verschütteten Kakao weg und setzte mich später noch an meinen Laptop, um meine Arbeit fertigzustellen. Am Ende eines jeden Tages fiel ich erschöpft aufs Sofa. Eigentlich hätte ich mich da entspannen können – sollen. Aber genau dann begann es.


Sobald der Trubel des Tages abklang und die Stimmen meiner Kinder hinter verschlossenen Zimmertüren verklangen, wurde es still. Und in dieser Stille spürte ich eine Welle in mir aufsteigen. Es war, als ob mein Körper endlich all das auspackte, was ich den ganzen Tag über weggeschoben hatte. Mein Atem wurde flach, mein Brustkorb zog sich zusammen, mein Herz klopfte schneller. Eine unkontrollierbare Unruhe breitete sich in meinem Körper aus, die keinen greifbaren Auslöser hatte, aber dennoch unüberwindbar erschien.


Ich saß dann oft auf der Bettkante oder am Küchentisch, mein Blick fixierte irgendetwas, doch ich konnte mich nicht aufraffen. Mein ganzer Körper war angespannt, und manchmal schossen Tränen aus mir heraus, ohne dass ich wusste, warum. Es fühlte sich an, als würde ich die Kontrolle verlieren, als ob mein Körper gegen mich arbeitete. Ich begann, den Abend zu fürchten.



Zuerst war es nur gelegentlich – ein- oder zweimal in der Woche. Aber schnell wurde es zu einem täglichen Kampf. Die Panik kam immer wieder, und sie kam stärker. Es war, als ob die Ruhe, die ich mir so sehr wünschte, sich in einen Feind verwandelt hatte. Mein Herz raste abends genauso, wie es hätte klopfen sollen, wenn ich einen Marathon gelaufen wäre. Nur lief ich nicht. Ich saß da, eingehüllt in eine Unruhe, die meinen ganzen Körper durchdrang.


Es gab Abende, da fragte ich mich, wie ich überhaupt an diesen Punkt gekommen war. Meine Scheidung, die Jahre der Unsicherheit, das Jonglieren mit Finanzen und das Wiederaufbauen eines Lebens für mich und meine Kinder – das lag doch alles hinter mir. Ich dachte, ich hätte das alles überstanden. Aber mein Körper schien mir etwas anderes zu sagen.


Er erinnerte mich daran, was ich verdrängt hatte. An die Nächte, in denen ich allein am Schreibtisch saß und Rechnungen sortierte, an die Tage, an denen ich keine Ahnung hatte, wie ich den nächsten Einkauf bezahlen sollte, oder an die Momente, in denen ich den Kindern ein Lächeln schenkte, obwohl mir selbst zum Weinen war. Mein Körper trug all das mit sich, wie ein schwerer Rucksack, den ich nicht ablegen konnte – und irgendwann schien er mir sagen zu wollen: So geht es nicht weiter.


Doch ich hörte ihn nicht. Ich wollte nicht hören. Ich funktionierte weiter. Bis ich merkte, dass ich vor mir selbst davonlief – und mein Körper mir nicht mehr erlaubte, mich davor zu verstecken.



Das erste Mal, dass ich bewusst auf meinen Körper hörte

Zunächst versuchte ich, diese Abende, an denen die Unruhe kam, einfach wegzuschieben. „Das ist nur Stress“, redete ich mir ein. „Das geht vorbei.“ Doch das tat es nicht. Im Gegenteil: Je mehr ich abends zur Ruhe kam, desto lauter wurde das, was in meinem Körper passierte. Es fühlte sich an, als ob die Ruhe, die ich mir so sehr wünschte, sich in einen Gegner verwandelt hätte.


Sobald ich mich hinsetzte, spürte ich diese Enge in meiner Brust. Mein Atem wurde flach, meine Schultern zogen sich an, mein Herz begann schneller zu schlagen, und ich konnte es förmlich in meinen Ohren hämmern hören. Gleichzeitig war da dieses diffuse Gefühl von Bedrohung, als ob etwas nicht stimmte, ohne dass ich genau sagen konnte, was. Manchmal dachte ich, ich könnte nicht mehr atmen, und ich bekam Panik. Es war, als ob mein Körper die Kontrolle übernahm, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte.


Anfangs passierte das vielleicht ein- bis zweimal in der Woche. Doch schnell wurde es zu einem fast täglichen Kampf. Ich begann, die Abende zu fürchten. Statt Entspannung fühlte ich nur noch diese Unruhe und das ständige Gefühl, dass etwas in mir nicht in Ordnung war.


Wie ich langsam begann, meinen Körper zu verstehen

Nach einer Weile wusste ich, dass ich das nicht mehr ignorieren konnte. Ich ging zum Arzt und bekam eine Überweisung für einen Therapeuten, die Suche begann und der Frust kam, denn es waren Wartezeiten von mehreren Monaten und Andere nahmen schon gar keine neuen Patienten mehr an. Ich war verzweifelt, begann zu recherchieren und stieß auf Artikel über das Nervensystem. Dort las ich, dass der Körper auf Stress reagieren kann, auch wenn der Verstand glaubt, alles sei längst vorbei. Es war, als ob mein Körper mir etwas sagen wollte, das ich jahrelang überhört hatte.


Ich erfuhr, dass Panikattacken – so nannte ich das, was ich abends erlebte – nicht einfach „Fehler“ meines Körpers waren. Sie sind ein Zeichen dafür, dass mein Nervensystem versucht, mit dem Stress umzugehen. So wurde es mir erklärt: Wenn der Körper in einem Zustand von dauerhafter Anspannung ist, versucht er, diese überschüssige Energie loszuwerden. Doch dieser Prozess fühlt sich oft überwältigend an – das Herz rast, die Atmung wird flach, und es scheint, als ob alles außer Kontrolle gerät.


Anstatt sich zu beruhigen, schaukelt sich der Stress weiter hoch, weil der Körper keine Balance mehr findet. Und genau das passiert bei einer Panikattacke. Mein Körper wollte sich regulieren, aber er wusste nicht mehr wie. Das zu verstehen, änderte etwas in mir. Ich begann, die Symptome nicht mehr als Bedrohung zu sehen, sondern als einen Hilfeschrei meines Körpers.


Der Beginn mit einem mentalen Coach

Eine Freundin hatte einmal erwähnt, dass sie bei einem Coach war, der ihr in einer schwierigen Phase geholfen hatte. Sie erzählte, dass es Coaches gibt, die ganz unterschiedlich arbeiten – manche mit Gesprächen, andere mit Techniken, die direkt auf den Körper wirken. Ich begann, danach zu suchen, und fand schließlich jemanden, der sich auf die Arbeit mit dem Nervensystem spezialisiert hatte.

Schon beim ersten Gespräch fühlte ich mich verstanden. Der Coach erklärte mir, wie Stress und Angst im Körper wirken, und zeigte mir, dass es möglich ist, diese Zustände zu verändern. Die ersten Übungen waren ungewohnt – kleine Atemtechniken, achtsame Bewegungen oder einfach mal innehalten und nachspüren. Doch nach und nach merkte ich, wie mein Körper langsam zur Ruhe kam und ich wieder ein Stück mehr bei mir selbst ankam. Dieser Schritt, Hilfe anzunehmen, war der Anfang eines neuen Weges – ein Weg zurück zu mir selbst.


Die ersten Schritte in die richtige Richtung

Es fühlte sich anfangs merkwürdig an, aber ich begann, kleine Dinge auszuprobieren. Ich machte die erlernten Atemtechniken und einfache Übungen für das Nervensystem.

Am Anfang war das alles andere als leicht. Sobald ich mich hinsetzte, um ruhig zu atmen, fühlte ich mich oft noch angespannter. Doch im Coaching wurde mir gezeigt, wie ich durch kleine Übungen wieder Kontrolle über meinen Atem und meine Anspannung bekommen konnte. Zum Beispiel half es, meine Füße auf den Boden zu stellen, tief durchzuatmen und mich darauf zu konzentrieren, wie sich meine Füße anfühlten. Diese kleinen Momente halfen mir, aus der Panik zurück in den Moment zu kommen.


Es wurde besser – Schritt für Schritt

Es war ein langsamer Prozess. Nichts änderte sich von heute auf morgen, und es dauerte Wochen, bis ich das Gefühl hatte, dass die Abende nicht mehr so bedrohlich waren. Aber mit jeder kleinen Übung, mit jedem Gespräch beim Coaching merkte ich, dass ich mich wieder ein Stück mehr mit mir selbst verbinden konnte.


Die Ruhephasen, die ich früher so gefürchtet hatte, wurden zu Momenten, in denen ich lernte, wirklich auf mich zu hören. Ich begann zu verstehen, dass mein Körper all die Jahre versucht hatte, mich zu schützen. Er hatte mir gezeigt, dass ich langsamer machen musste, dass ich Zeit für mich brauchte und dass ich die Dinge, die ich jahrelang ignoriert hatte, endlich anschauen musste.


Die wichtigste Erkenntnis

Heute weiß ich: Der Körper vergisst nicht. Selbst wenn ich dachte, die schwierigsten Phasen meines Lebens lägen längst hinter mir, trug mein Körper diese Erlebnisse noch mit sich. Die Panikattacken waren kein Feind, sondern ein Hilferuf. Und je mehr ich auf diesen Hilferuf eingegangen bin, desto mehr fand ich zurück zu mir selbst.


Es braucht Mut, Geduld und Zeit, aber ich habe gelernt, dass es sich lohnt. Denn am Ende dieses Weges wartet etwas, das ich lange verloren geglaubt hatte: Ruhe. Und eine tiefe Verbindung zu mir selbst.


Wie sich mein Alltag veränderte

Die Veränderungen blieben nicht nur auf diese stillen Momente beschränkt. Im Alltag merkte ich, dass ich weniger gereizt war, wenn meine Kinder sich stritten oder etwas schiefging. Früher war ich oft sofort genervt, jetzt hatte ich das Gefühl, mehr Kapazität zu haben – als hätte mein innerer Akku mehr Energie zur Verfügung.


Ich merkte auch, dass ich klarer denken konnte. Wenn ich früher das Gefühl hatte, überwältigt zu sein, konnte ich jetzt innehalten und mich auf meinen Körper konzentrieren. Das half mir, aus diesem inneren Chaos auszusteigen.



Meine Leben heute

Rückblickend war es die beste Entscheidung, Hilfe zu suchen. Mein Nervensystem zu verstehen, hat mir nicht nur geholfen, die Panik zu überwinden – es hat mein ganzes Leben verändert. Ich fühle mich wieder sicher in mir selbst, auch wenn das Leben turbulent ist.


Was ich gelernt habe, ist, dass mein Körper kein Gegner ist, sondern ein Verbündeter. Ich musste nur lernen, seine Sprache zu verstehen.


Falls du ähnliche Gefühle kennst – Unruhe, Panik oder dieses ständige Gefühl, nicht abschalten zu können – kann ich dich nur ermutigen, genauer hinzuhören. Es lohnt sich.

 
 
 

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